Samstag, 26. Juni 2010

Irland 3 (Betti)

Von Dingle führte uns unsere Reise am Freitag via Tralee nach Tarbet und von dort mit der Fähre über den Mouth of the Shannon nach Kilrush. In Milltown Malbay machten wir einen Mittagsrast mit Cesar Salad und Ciders und gelangten anschliessend zu den Cliffs of Moher.

Dort sahen wir erst mal gar nichts von diesen bis zu 200 Meter hohen Steilküsten, war es doch ziemlich bewölkt und um die Klippen herum zogen dicke Nebelschwaden. Trotzdem wollten wir uns diese Attraktion natürlich nicht entgehen lassen und so liefen wir trotzdem etwas den Cliffs entlang bis zum O’Briens Tower und schossen einige Fotos. Nach und nach verzog sich der Nebel und die Cliffs of Moher erschienen immer klarer, eindrücklicher und imposanter. Nach einem kurzen Spaziergang dem neu gestalteten und gut ausgebauten Gehweg den Klippen entlang fuhren wir noch einige km weiter bis nach Lisdoonvarna. Dort suchten wir zuerst ein B&B, sahen dann jedoch ein Hostel und entschlossen uns deshalb, dieses auszuprobieren. Da wir für den nächsten Tag eine längere Wanderung planten, deckten wir uns anschliessend noch mit Nahrungsmitteln ein. Zu Nacht assen wir einem chinesischen Restaurant und genehmigten uns zum Abschluss des Tages noch einen Jameson in einem Pub.

Da im Unterschied zu den B&B’s bei der Übernachtung im Hostel das Morgenessen nicht mit dabei war, gab es heute ein Frühstück in einem Restaurant. Dies war günstig, jedoch nicht besonders gut (der Kaffee wurde in der Teekanne serviert und schmeckte auch dementsprechend). Anschliessend fuhren wir der Küste entlang durch den Burren bis nach Fanore.
Das Buren-Gebiet ist eine ganz karge Landschaft mit vielen flachen, kalkigen, porösen Steinen. Von Weitem hat man das Gefühl, als würde die ganze Fläche nur aus Steinen bestehen, beim näherem Betrachten stellt man jedoch fest, dass in den Felsspalten sehr viele Blumen wachsen. In Fanore starteten wir unsere gemäss Wanderbuch 7 ½-stündige Wanderung um den Black Head durch das Burren-Gebiet. Zuerst führte der Weg dem Strand entlang und an einer Wohnwagen-Siedlung vorbei. Bald danach gings eine Green Road aufwärts Richtung Gipfel. Der Weg wurde immer schmaler und gemäss Wanderbuch mussten wir diesen bald einmal verlassen und einer Steinmauer entlang auf einen der vielen Hügel steigen. Da es ja in Irland bekanntlich unzählig viele Steinmäuerchen gibt, war es alles andere als einfach, die im Buch beschriebene Mauer zu finden. Nach einigem Suchen gaben wir aus und stiegen auf dem direkten Weg auf den Hügel. Obwohl dieser nicht sehr hoch war (ca. 400 Meter), kamen wir doch etwas ins Schwitzen, schien doch wiederum die Sonne vom Himmel und es war ziemlich warm. Immer wenn wir das Gefühl hatten, oben angekommen zu sein, war es wieder nur ein Zwischenplateau. Doch schlussendlich hatten wir es doch noch geschafft und wurden mit einer wunderschönen Aussicht über die Weiten des Burren und entlang der Küste belohnt. Weiter gings über viele Steine abwärts in eine kleine Talsohle und um einen nächsten Hügel herum. Nach und nach sahen wir immer weniger Steine und wanderten durch ein grünes Tal über etliche Kuhwiesen. Vor der Mittagspause galt es nochmals einen Hügel zu erklimmen, diesmal über eine Green Road des Burren Way. Bei einem teilweise zerstörten Fort genossen wir unser Mittagessen und setzten schon bald unsere Wanderung fort, hinab ins nächste Tal und gleich wieder hinauf auf einen weiteren Hügel. Nochmals kamen wir an einem ziemlich zerstörten Ringfort vorbei und anschliessend führte der Weg wieder nach Fanore zurück. Alles in allem dauerte die Wanderung knapp 7 Stunden und uns schmerzten auch dementsprechend die Füsse und wir waren müde. So fuhren wir der Küstenstrasse entlang in den nächsten Ort Ballyvaughan, wo wir übernachten wollten. Doch dort war gerade das Ziel der Tour de Burren und das Städtchen war dementsprechend mit Velofahrern vollgestopft. Etwas genervt setzten wir unsere Fahrt fort und fanden anschliessend in Kinvarra ein schönes B&B. In einem Restaurant genossen wir ein feines Nachtessen und vor mal wieder einen richtig guten Kaffee resp. Espresso.
Heute Sonntag unternahmen wir einen Ausflug in das Connemara-Gebiet nord-westlich von Galway. Von Kinvarra fuhren wir an stahlblauen Seen, grünen Wiesen, grauen Felshügeln sowie vielen Schafen vorbei bis ganz in den Nordwesten des Connemara-Gebietes.
Dort besichtigten wir das Kylemore Abbey, ein imposantes Steinschloss, welches früher im Privatbesitz war und heute den Schwestern von Ypern gehört. Auch der dazugehörige, riesige Viktorianische Garden war sehr eindrücklich. Anschliessend fuhren wir weiter nach Clifden, wo wir einige Zeit am Strand mit lesen und Musik hören verbrachten, dies wiederum bei sehr schönem und warmem Sommerwetter.
Über die Küstenstrasse fuhren wir anschliessend bis nach Galway, was sich als sehr anstrengend erwies, war doch die Strecke viel länger als angenommen und zudem wurde der Verkehr immer wie zähflüssiger, je mehr wir uns der Stadt Galway näherten. So war es bereits nach 20:00 Uhr, als wir im Stadtteil Salthill nach längerem Suchen endlich ein passendes B&B fanden. Trotzdem wollten wir natürlich gerne im Stadtzentrum zu Nacht essen, weshalb wir uns gleich wieder auf den Weg machten. Dem Strand entlang erreichten wir das Town Center nach einem etwa 40-minütigen Marsch. Inzwischen war es bereits nach 21:00 Uhr und wir sehr hungrig, weshalb wir uns beim Spanish Arch gleich für das erste Restaurant entschieden, an welchem wir vorbei liefen. Nachträglich betrachtet war dies nicht so eine gute Entscheidung, das Essen war zwar sehr gut, die Bedienung jedoch weniger und zudem sassen wir direkt an der Hauptfussgängerzone und dementsprechend lärmig war es leider auch. Wir beide erlitten einen ziemlich Kulturschock, waren wir doch in den letzten Tagen immer in sehr kleinen, ruhigen Städtchen sowie sehr oft in fast menschenleerer Natur gewesen.
Da waren wir uns die vielen Leute (insbesondere auch sehr viele Betrunkene) gar nicht mehr gewohnt. Nach dem Essen unternahmen wir einen kleinen Spaziergang durch das Stadtzentrum und gingen noch auf einen Drink in die Monroe’s Tavern. Danach war nochmals rund 40 Minuten laufen angesagt, bis wir endlich wieder in unserem B&B in Salthill waren. Leider waren wir von Galway ziemlich enttäuscht – für mich war es nicht mehr so, wie ich es seit meinem Sprachaufenthalt im Jahr 2003 in Erinnerung hatte und auch Rolf hat die Stadt nicht besonders gut gefallen.
Doch wir wollten Galway eine 2. Chance geben uns so gingen wir am Montag im Stadtzentrum shoppen. Bei Tageslicht sah die Stadt auch schon viel freundlicher aus und glücklicherweise hatte es auch etwas weniger Leute und vor allem auch weniger Betrunkene. Wir klapperten also die Läden im Eire Square Shoppingcenter sowie in der Fussgängerzone ab und fanden auch einige lustige Souvenirs für unsere lieben Zuhause-Gebliebenen. Trotzdem wurde irgendwie einfach keine Gemütlichkeit aufkommen in Galway und so entschlossen wir uns, bereits heute Richtung Dublin weiterzufahren.
Über die neu gebaute Autobahn kamen wir sehr schnell vorwärts und waren in weniger als einer Stunde in Ballinasloe. Dort schauten wir uns in einem Pub das WM-Spiel Chile – Schweiz an, welches die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft nach einem frühen Platzverweis sowie einer vergebenen Chance in der Nachspielzeit leider mit 0:1 verlor. Schade, schade! Entsprechend genervt verliessen wir den Ort auch wieder, obwohl uns das Mittagessen im Pub (Sandwich & Ciders sowie Apple Pie & Kaffee) sehr gut geschmeckt hatte. Via Autobahn ging die Fahrt weiter nach Athlone, wo wir in einem B&B nahe des Lough Ree übernachteten. Zuerst unternahmen wir einen Spaziergang zur Hodson Bay am Lough Ree. Auf dem Rückweg sahen wir zum ersten Mal in Irland einen fahrenden Zug, wir waren nämlich gerade kurz vor dem Bahnübergang, als sich die Schranken senkten und die Eisenbahn kurz darauf laut hupend vorbei raste. Mit dem Auto fuhren wir danach ins Stadtzentrum von Athlone, wo wir im Al Mazza in einem libanesischen Restaurant zu Nacht assen – eines der besten Essen hier in Irland, aber wie so oft leider zu viel.
Am Dienstag setzten wir unsere Fahrt in Richtung Dublin fort. Zuerst besuchten wir jedoch Newgrange nord-westlich der irischen Hauptstadt.
Newgrange ist eine uralte Grabstätte, welche ca. 5000 Jahre v. Chr. gebaut wurde. Am kürzesten Tag im Jahr, am 21. Dezember, scheint jeweils das Sonnenlicht einige Minuten lang direkt durch Eingangstunnel bis in die Mitte der Grabstätte. Das Grab ist auf einem grossen Hügel, von vielen grossen Steinen umgeben und mit Gras überwachsen. Bevor wir jedoch die Grabstätte an uns für sich besuchten konnten, mussten wir über 2 Stunden im Visitors Center „todschlagen“, da Newgrange nur mit einem Shuttle-Bus erreichbar ist. So hatten wir also genügend Zeit, das Museum im Visitor Center anzuschauen, wo wir noch einige interessante Hintergrundinformationen zu diesem eindrücklichen Grab erfuhren, sowie auch für ein gemütliches Mittagessen. Dublin erreichten wir gegen 17:00 Uhr. Da wir mit meiner ehemaligen Studienkollegin Conny jedoch erst um 18:30 Uhr abgemacht hatten, blieb uns vorher noch genügend Zeit, um die Jameson Whiskey Distillery anzuschauen. Dort gab es nebst einem Film über die Gründung der Brennerei im Jahre 1780 durch John Jameson sowie einer Beschreibung des Herstellungsprozesses auch einen Gratis-Whiskey. Anschliessend warteten wir vor dem Eingang des Wohnblocks Smithfield Market auf Conny.
Glücklicherweise erkannte wir uns gegenseitig praktisch auf Anhieb, obwohl wir uns seit über 3 Jahren nicht mehr gesehen hatten. Das Wiedersehen war sehr herzlich und unkompliziert. Wir wurden mit einem feinen, selbst gekochten Essen und viel Rotwein sowie Kaffee verwöhnt und sassen bis weit nach Mitternacht in der Stube und schwatzten.
Im Gegensatz zu Conny mussten wir am Mittwoch zum Glück nicht arbeiten gehen und konnten deshalb ausschlafen. Trotzdem waren wir bereits relativ früh wach, da es im Zimmer sehr warm war - der schöne, warme irische Sommer halt eben ;-). Zudem befanden wir uns ja ziemlich im Stadtzentrum und dementsprechend gut auch der Verkehrslärm zu hören (leider nicht nur tagsüber, sondern praktisch auch die ganze Nacht hindurch). Noch vor dem Frühstück und dem ersten Kaffee machten wir uns noch ziemlich benebelt vom Wein des Vorabends und sehr müde aufgrund der kurzen Nachtruhe auf den Weg, Dublin zu erkunden. Bald einmal fanden wir ein kleines Café, wo wir einen doppelten Espresso tranken. Bald kamen dann auch unsere Lebensgeister zurück. Weiter gings zu Fuss über die Ha’Penny-Bridge über den Fluss Liffey in den Stadtteil Temple Bar. Dort genossen wir in einem italienischen Restaurant eine ausgiebiges und sehr feines Frühstück. Ich lernte zudem, dass in Irland ein Macchiato nicht wie bei uns ein grosser Milchkaffee ist, sondern eine spezielle Form von Espresso. Anschliessend besuchten wir das Trinity College, wo wir von einem Studenten eine interessante und lustige Gebäude-Führung erhielten. Zudem besuchten wir die Old Library, in welcher in einem alten, sehr imposanten und grossen Gebäude über 200‘000 alte Büche aufbewahrt werden. Weiter führte uns unser Stadtrundgang unter anderem an die Shopping-Strassen Grafton und Henry Street, in verschiedene Shoppingcenter sowie über die O’Connell-Bridge und in unzählige Läden mit irischen Souvenirs. Zu Mittag assen wir bei Kentucky Fried Chicken. Rolf lernte diese Fast-Food-Kette während seinem USA-Aufenthalt kennen und lieben. Doch anscheinend hat sich in der Zwischenzeit viel verändert oder die Iren haben einfach andere Vorlieben als die Amerikaner. Auf jeden Fall war das Essen schlicht widerlich, alles triefte nur so von Fett und auch geschmacklich wars unausstehlich. So verliessen wir den Laden fluchtartig und kauften uns in einem Supermarkt einige Äpfel, welche wir dann auch mit grossem Genuss assen. Abends gingen wir mit Conny mexikanisch essen, war ausgezeichnet war. Anschliessend gingen wir ins „The Curch“. Dies ist ein Pub, welches sich in einer Kirche befindet. Dort genehmigten wir uns zum Abschluss des Tages ein Bier.
Heute Donnerstag war leider schon unser letzter Tag hier in Irland. Da wir von Dublin bereits einiges gesehen hatten, entschlossen wir uns, nochmals einen Ausflug zu unternehmen. Mit unserem Mietwagen fuhren wir ca. 1 Stunde Richtung Süden nach Glendalough.
Dort besichtigen wir eine altertümliche Klosteranlage aus dem 6. Jahrhundert. Von dieser Klosteranlage ist vieles nicht oder nur noch teilweise enthalten, der über 30 Meter hohe Rundturm hingegen ist seinem er noch intakt und vor allem auch sehr eindrücklich.
Der Turm soll mit seinem auf rund 3m Höhe gebautem Eingang sehr guten Schutz vor dem Angriff der Wikinger geboten haben. Ein gemütlicher Spaziergang führte uns anschliessend durch den Wicklow National Park vom Lower Lake zum Upper Lake und wieder zurück. Auf dem Rückweg nach Dublin kauften wir uns BLT-Sandwiches in einem kleinen Shop. Diese assen wir anschliessend im Phoenix Park in Dublin. Der Phoenix Park ist ein riesiger Stadtpark, in welchem unter anderem der Dubliner Zoo, die amerikanische Botschaft und ein Monument, welches an die Schlacht von Waterloo erinnert, untergebracht ist. Ein längerer Spaziergang führte uns durch diesen sehr grünen Teil von Dublin. Danach war leider bereits Packen angesagt, was sich angesichts der vielen Souvenirs und sonstigen Shopping-Errungenschaften als gar nicht so einfach erwies. Unser letztes Abendessen hier in Irland genossen wir in der „Italian Bar“ in der Nähe des Liffey. Das Essen (Antipasti, Risotto mit Meeresfrüchten sowie Nudeln mit irischem Lachs und ein feines Dessert mit echtem italienischem Espresso) war absolut vorzüglich. Anschliessend schlenderten wir durchs Temple Bar-Quartier und gingen auf einen letzten Drink in „The Church“.

Heute Freitag mussten wir leider Irland bereits wieder verlassen. Die Nacht war sehr kurz gewesen, da Conny erst um halb vier Uhr morgens aus dem Ausgang heimgekommen war. Zudem war es wiederum sehr warm und laut (gut hörbarer Verkehrslärm) im Zimmer gewesen. So waren wir auch dementsprechend kaputt, als wir um halb sieben Uhr aufstehen mussten – Rolf, weil er zu wenig und schlecht geschlafen hatte und ich vorallem, weil ich so starke Kopfschmerzen hatte. Nur Conny war fit und munter, obwohl sie doch diejenige war, die am wenigsten geschlafen hatte… Wie macht sie das nur? Gegen halb acht Uhr verabschiedeten wir uns von Conny und fuhren zum Flughafen, wo wir als erstes unserem Mietwagen abgaben. Das Einchecken und die Pass- und Sicherheitskontrolle ging ziemlich zügig voran und so hatten wir vor dem Abflug noch genügend Zeit, um ausgiebig zu frühstücken. Der anschliessende Flug war ziemlich angenehmen und ging auch schnell vorbei. Bereits vor halb drei Uhr nachmittags hatten wir wieder Schweizer Boden unter unseren Füssen. Mit dem Zug gings via Olten nach Hause, wo wir zuerst mal ausgiebig von unserem Kater Leo begrüsst wurden.

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