Sonntag, 2. Dezember 2018

København

Inzwischen ist es schon fast Tradition, dass wir über das 1. Advent-Wochenende eine Städtereise unternehmen. Weil wir nämlich jeweils Ende November unser Zusammenkommen feiern. Dieses Jahr haben wir anlässlich unseres 12-jähriges Zusammenseins Kopenhagen erkundet.
Vom Mittwoch, 29. November bis Sonntag, 1. Dezember verbrachten wir vielseitige Tage in Dänemarks Hauptstadt.

Bei der Ankunft am Mittwochnachmittag auf dem Lufthavn (Flughafen) Kastrup wurden wir mit schönem Wetter begrüsst. Obwohl es noch nicht mal Mitte Nachmittag war, versank die Sonne bereits und die Landschaft war in ein wunderschönes Abendlicht getaucht.
Via Kopenhagen H (Hauptbahnhof) gelangten wir zur S-Bahn-Station Dybbølsbro St. Von dort war es nur noch ein kurzer Fussmarsch über die gleichnahmige Brücke Richtung Shoppingcenter Fisketorvet, welches gleich neben unserem Hotel lag. Von unserem Zimmer im 4. Stock des Hotels Copenhagen Island hatten wir zwar keinen Meer- (oder Kanal-) Blick, dafür aber Richtung Stadt. Inzwischen war es noch nicht mal 16:00 Uhr, aber es war schon fast dunkel. 

Von den freundlichen, glücklichen Dänen kann man ja immer mal wieder lesen. Nun können wir dies - zumindest für die Hauptstadt - bestätigen. Die Leute hier sind wirklich bemerkenswert freundlich. Sei es in den Geschäftern, an den Weihnachtsmärkten, in den Museen oder sonstwo. Das ist uns wirklich sehr positiv aufgefallen.

Nicht ganz so begeistert waren wir von den besuchten Museen. Hier hatten wir von der dänischen Kunst mehr erwartet. Schliesslich hört und liest man ja oft begeisterte Beiträge über das nordische Design. Nicht dass uns die Museen nicht gefallen hatte, doch wir hatten die Messlatte wohl einfach etwas zu hoch gesetzt und waren deshalb leider eher negativ als positiv überrascht.
Im ARKEN Museum für Moderne Kunst, welches ausserhalb des Stadtzentrums in Ishøj, einem Vorort im Süden der Stadt, gelegen ist, sahen wir unter anderem verschiedenste Werke von Vincent Van Gogh und J.F. Willumsen sowie Clowns in unterschiedlichsten Körperpositionen von Ugo Rondinone. Also alles Sonderausstellungen und leider keine sonstigen Werke verschiedenster Künstler zur Modernen Kunst.
Im Designmuseum Danmark im Stadteil Nyboder gabs viele Klassiker von dänischen (und auch anderen) Designern aus der Möbelindustrie zu besichtigen. 
Einen weiteren Besuch statteten wir dem Louisiana Museum für Moderne Kunst in Humlebæk ab, einem Vorort im Norden, welcher mit dem Regionalzug in rund einer halben Stunde Fahrt vom Hauptbahnhof aus zu erreichen ist. Auch dort dominierten die Sonderausstellungen, unter anderem eine umfangreiche Sammlung zum Thema Mond sowie Bilder der Malerin Cecily Brown - beides nicht ganz so unser Ding. In einem Raum des verwinkelten, durch Glasgänge verbundene Gebäudearel gabs noch ein paar Werke von Alberto Giacometti zu besichtigen. Spannend fanden wir hingegen die Sonderausstellung Elemental über verdichtetes Bauen in einem weiteren Gebäudeflügel.

Im Stadtzentrum selbst sahen wir uns unter anderem die Vor Frelsers Kirke im Stadteil Christianshavn / Christiana sowie das moderne Operngebäude (Operæn København) von aussen an. Den Rundetårn (Runder Turm) hingegen sahen wir auch von Innen bzw. nach dem wir den stufenlosen Wendelgang mit den anscheinend siebeneinhalb Drehungen begangen hatten, auch von diesem über fast die ganze Stadt. Ein super schöner Ausblick; nur war halt die Fernsicht an diesem wolkenverhangenen, kalten Wintertag nicht so grandios. Gelohnt hat sich der Auftstieg aber trotzdem.
Auch den Turm bei Nacht anzuschauen, war schön, ist dieser doch - wie auch sonst grosse Teile der Stadt - wunderschön adventlich / weihnachtlich dekoriert.

Oft waren wir zu Fuss unterwegs, unter anderem mehrmals in den Quartieren der Innenstadt (Indre By) über die Strøget (Strich) wie auch im Snarens Kvarter und Latiner Kvarter oder in Slotsholmen. Zudem unternahmen wir einen Abstecher in den Freistaat Christiana, in welchem eigene Regeln gelten. So heisst es dann auch beim Ausgang aus der Stadt „you are now entering the EU“. Die selbsternannte Freistadt wurde 1971 von Hausbesetzern auf einem verlassenen Kasernengelände geründet. Noch heute hat es einen Hippie-Touch und eben eigene Regeln und Gesetze. Was halt insofern etwas sonderbar ist, als dass Christiana eine der bekanntesten Touristenattraktionen in Kopenhagen ist und an diversen Ständen viele Souvenirs verkauft werden. Ganz ohne Kapitalismus geht es also dann doch nicht... Aber die farbigen Häuserfassaden sind allemal schön anzuschauen und ein Abstecher auf jeden Fall einen Besuch wert. 
Im nordöstlichen Stadteil Nørrebro schlenderten wir einerseits durch Strassen mit Geschäften junger, aufkommender Designer, anderseits gab es auch viele Trödel- und Antiquitätengeschäfte. 
Schön anzuschauen fanden wir den Nyhavn mit den farbigen Häusern; ein Sujet, das man immer mal wieder im Zusammenhang mit Kopenhagen sieht.
Neben Laufen waren wir meist mit der S-Bahn unterwegs. Die Metro hingegen hatten wir nie benutzt, dafür das eine oder andere Mal anstelle der Bahn den Bus und vom Kopenhagener Opernhaus gelangten wir mit dem Boot durch den Inderhavn zurück Richtung Stadtzentrum. 

Eher enttäuscht waren wir von den Weihnachtsmärkten. Zwar gabs die nordische Version von Glühwein, den Glögg (unterschiedlich gut zwischen sehr gut im Tivoli Vergnügungspark und schlecht, weil viel zu süss und (praktisch) ohne Alkohol beim Nyhavn), aber leider unterschied sich ansonsten die angebotene Ware nicht vom Durchschnittssortiment eines anderen Weihnachtsmarktes in der Schweiz (oder auch in anderen Ländern). Einen Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerk-Gegenständen haben wir leider nicht gefunden. Dafür englische Fudges in verschiedensten Variantionen und auch sonst die eine oder andere kulinarische Leckerei.

Kulinarisch war von vielem etwas dabei; leider wie so oft auf unseren Städtereisen etwas zu viel „Fast Food“ und Süsses und zu wenig Früchte und Gemüse. Was wir an „Fast Food“ assen, war jedoch sehr lecker. So gabs feine Burger mit Pommes und Mayo im Shoppingcenter Fisketorvet. Auch das Ramen-Gericht im Slurp Ramen Joint nahe der S-Bahn-Stadtion Nørreport schmeckte uns sehr gut; nur leider bestand es fast ausschliesslich aus Nudeln mit nur ganz wenig Gemüse und Fleisch. Im Vorfeld viel gehört und gelesen hatten wir von den Smørrebrod, den belegten Butterbroten. Da hatten wir ein sehr glückliches Händchen. Sowohl jene in der Tivoli Food Hall an unserem ersten Abend (an welchem wir zudem auch den gleichnamigen Vergnügungspark besuchten - jedoch ohne mit einer Bahn zu fahren) wie auch jene im Café Petersborg, wo wir vor unserem Besuch des Designmuseums speisten, begeisterten uns total. Im Café Petersborg gabs zudem neben einem Weihnachsbier noch einen Akvavit dazu. Diesen mehrheitlich aus Kümmel hergestellten Schnaps ist ein bekannter Essenbegleiter in Dänemark (wie auch in anderen skandinavischen Ländern). 
Das dänische Tuborg Julebry (Weihnachtsbier) haben wir oft getrunken; es hat uns sehr gut geschmeckt und hat natürlich auch perfekt zur Aventsstimmunge gepasst. Auch die bekannten Zimtschnecken, die Kanelsnegle, haben wir in verschiedenen Variationen genossen. Auch einen Pølser, einen dänischen Hotdog, gabs mal als Mittagssnack. Der war jedoch nur durchschnittlich gut. 
Fein und reichhaltig war das Frühstücksbuffet im Hotel, welches wir zudem mit Sicht aufs Wasser geniessen konnten.

Wettertechnisch hatten wir Glück. Es war weit weniger regnerisch als im Voraus angekündigt. Doch es war ziemlich kalt und es ging immer mal wieder ein zügiger, kalter Wind. So waren wir froh, mit Halstuch, Kappe und Handschuhen ausgerüstet zu sein. Ich meinerseits, welche ja bekannt bin als „Gfröörli“, war froh um meinen neuen, dicken und wetterfesten Wintermantel wie auch um meine gefütterten Winterschuhe. So liess es sich meistens gut aushalten. Auch ab und zu eine kleine Kaffeepause in einem der vielen Cafés war sehr gemütlich und wärmte. Zudem gab es ja immer mal wieder ein Geschäft, welches es zu besichtigen galt und wo wir uns aufwärmen konnten. 
So nahm ich dann neben warmen braunen Leder-Handschuhen vom Weihnachtsmarkt auch eine schwarz-weiss bedruckte Haremshose aus Nørrebro als Shoppingerrungenschaft mit nach Hause. Weiter konnten wir dem schönen nordischen Design ebenfalls nicht ganz widerstehen und da es für grössere Sachen keinen Platz in unserem Reisegepäck gehabt hätte, kauften wir zudem ein halbes Duzend schwarz-weisse hölzernde Weihnachtskugeln im Shoppingscenter Illums, Kopenhagens Antwort auf Harrods und KaDeWe, welches sich preislich wie auch designtechnisch (Marken) mit Globus in Zürich vergleichen lässt.

Nur die kurzen Tage waren schon sehr gewöhnungsbedürftig. Morgens war es um 08:00 Uhr immer noch dunkel und zwischen 14:00 und 15:00 setzte bereits wieder die Abenddämmerung ein. Auch dazwischen war es nie wirklich richtig hell. Obwohl wir uns bei uns im Mitteland aufgrund des Nebels ja trübe Winter wie auch kurze Tage gewohnt sind, war es doch etwas irritierend. Aber hätten wir uns viel Helligkeit und warmes Wetter gewünscht, hätten wir Kopenhagen ja auch im Sommer und nicht im Winter besuchen müssen. Obwohl es auch im Sommer anscheinend sehr oft regnet. Aber dafür wärs ungewohnt lang hell gewesen. Naja, das können wir dann bei einem allfälligen nächsten Besuch besser machen... :-)

Unseren letzten Abend in Kopenhagen am Samstag, 1. Dezember haben wir gemütlich gleich neben dem Hotel gelegenen Shoppingcenter Fisketorvet verbracht. Zuerst war Shopping angesagt. Bei Søstrene Grene (welchen es seit kurzem auch mehrfach in der Schweiz gibt) kauften wir sogennante Hygge-Deko ein, also glücklichmachende Accessoires. Und bei Kings und Queens liess ich mir von Rolf noch einen schwarzen Winteroverall schenken (zu Weihnachten). Damit versuche ich, einen Trend aus Kopenhagen in die Schweiz zu bringen bzw. bei diesem als eine der ersten mit dabei zu sein. Denn hier haben wir in der Stadt neben Kindern öfters Frauen in solchen Ganzkörper-Schneeanzügen gesehen. 
Den Abend liessen wir anschliessend im Restaurant Bryggen 89 im obersten Stock des Einkaufszentrums bei Bier und Burger mit Blick auf die weihnachtlich dekorierte Mall ausklingen.
Ein wirklich sehr gemütlicher und schöner Abschluss unseres 1. Advents-Trips.

Am Sonntag mussten wir uns bereits früh morgens zum Flughafen aufmachen. Nach Zugausfällen und Verspäterungen am Kopenhager Hauptbahnhof waren wir froh, erreichten wir den Flughafen Kastrup doch noch früh genug, um einen Kaffee zu trinken und zu frühstücken. Zudem verprassten wir noch unser letztes Bargeld im Duty-Freeshop und erstanden je eine Flasche Akvavit sowie dänischen Vodka. 
Dann war jedoch bereits Boardingtime und bald waren wir bereits wieder in der Schweiz. Es regnete in Strömen, als wir von der WSB-Haltestelle nach Hause liefen. Doch zu Hause angekommen, freute sich Leo auf unsere Heimkehr, Rolf machte Feuer im Ofen und bald darauf sassen wir in der Stube und genossen unser eigenes gemütliches „Hygge“ und damit den Rest des 1. Advent-Sonntags.






Landeanflug zum Kopenhagener Flughafen (Lufthavn) Kastrup 




Kopenhagen H (Hauptbahnhof)




S-Bahn-Stadtion Dybbolsbro St.









Ausblick vom Zimmer im 4. Stock des Hotels Copenhagen Island Richtung Stadtzentrum (Dybbolsbro sowie Shoppingcenter Fisketorvet)



Blick vom Hotel Richtung Wasser (Sicht beim Frühstücken)








Weihnachtliche Stimmung im Vergnügungspark Tivoli






Feine Smorrebrod in der Tivoli Food Hall




ARKEN Museum für Moderne Kunst in Ishoj








Im Designmuseum Danmark



Ausblick vom Louisiana Museum für Moderne Kunst in Humlebaek










Nyhavn






Vor Frelsers Kirke









Auf dem Rundetarn



Der Rundetarn im Weihnachtskleid







Beim Opernhaus








Freistaat Christiana





Nudel-Ramen mit passendem Bier im Slurp Ramen Joint




Weihnachtsstimmung im Shoppingcenter Fisketorvet - zur Einstimmung auf den 1. Advent